Kreis Kleve: „Der Abbau von Barrieren ist ein Akt der Nachhaltigkeit“

08.11.2023

Mit erstem und neuem Inklusionsbeauftragten geht die Kreisverwaltung Kleve Inklusion aktiv an

Zielgerichtet steuert die Kreisverwaltung in eine inklusive Zukunft. Eine zentrale Rolle spielt hier der neue Inklusionsbeauftragte, Niklas Beyer. Seit Juni ist er im Amt und arbeitet daran, Menschen mit Behinderungen eine vollumfängliche Teilhabe am gemeinschaftlichen Leben im Kreis Kleve zu ermöglichen. Die neue Stelle hat die Kreisverwaltung im Rahmen der Teilnahme an unserem Projekt geschaffen.

Besonnen und aufmerksam wirkt Niklas Beyer im Gespräch über seine neue Tätigkeit für den Kreis Kleve. Ist auch die Arbeit in der Verwaltung allgemein und die als Inklusionsbeauftragter konkret für ihn neu, so lassen sich doch in seiner Biografie viele Stationen ausmachen, die ihn für seine Aufgaben als Beauftragter für Menschen mit Behinderungen gut vorbereitet haben.

Gesucht und gefunden: berufliche Aufgabe mit Mehrwert

„Ich wollte beruflich immer etwas machen, was einen Mehrwert für die Gesellschaft hat“, so Niklas Beyer. Nach dem Fachabitur machte er eine Ausbildung zum Lebensmitteltechniker und kontrollierte Qualität und Sicherheit von Lebensmitteln. Der Nutzen für die Gesellschaft war hier schon Thema, doch ganz passte es noch nicht.

Und so studierte der gebürtige Niederrheiner an der Hochschule Rhein-Waal Internationale Beziehungen, eine Mischung aus Politik, Wirtschaft, Sozialwissenschaften und Recht.  Seinen Master macht er im nachhaltigen Entwicklungsmanagement. Einzig die Masterarbeit steht noch aus. Die möchte er zum Thema „Inklusion“ schreiben, vielleicht mit einem kommunalen Schwerpunkt. „In meiner Masterarbeit kann ich meinen wissenschaftlichen Hintergrund mit meiner praktischen Arbeit als Inklusionsbeauftragter verbinden“, erklärt der 33-Jährige. Zeitlich ergänzen sich Masterarbeit und seine Tätigkeit als Inklusionsbeauftragter gut, denn für den Kreis Kleve ist er mit einer 19,5-Stunden Stelle im Einsatz.

Fest im Blick: die nachhaltige Entwicklung des Kreises

Die Verbindung von Wissenschaft und Praxis dürfte nicht nur für seine Masterarbeit relevant sein. Auch seine Arbeit als Beauftragter kann von seinem Fachwissen in Bezug auf die Entwicklung nachhaltiger Prozesse profitieren. Denn ein wichtiger Teil seines Aufgabengebietes ist der Abbau von Barrieren. Dies sei ein Akt der Nachhaltigkeit, erklärt Beyer und führt aus: „Barrierefreiheit kommt allen Menschen zugute, ob nun zum Beispiel Menschen mit Sehbehinderung oder Lernschwierigkeiten, den Eltern mit Kinderwagen oder eben auch alten Menschen, die nicht mehr so mobil sind. Sie sorgt dafür, dass man auch zukünftig und in jeder Lebensphase gut im Kreis Kleve leben kann.“ 

Politische Teilhabe von Menschen mit Behinderungen bildet die Grundlage für den inklusiven Prozess

Das Projekt „In Zukunft inklusiv.“, das den Anstoß für die Schaffung seiner Stelle gegeben hat, und den Kreis Kleve nun bis Mai 2025 begleitet, legt den Fokus auf die politische Teilhabe von Menschen mit Behinderungen in der Kommunal- und Kreispolitik. Der Grund: In den Räten und Parlamenten werden die Grundsteine für das gesellschaftliche Zusammenleben gelegt. Die kommunale Ebene steht den Bürgerinnen und Bürgern am nächsten. Wie in allen anderen politischen Bereichen sind Menschen mit Behinderungen hier allerdings stark unterrepräsentiert. Dabei kann die Expertise der Betroffenen auf örtlicher Ebene sehr konkret dazu dienen, Barrieren vor Ort zu erkennen, sie abzubauen und so eine Gemeinschaft zu gestalten, an der alle Menschen teilhaben können. Daher, so erklärt es Beyer, sei die politische Teilhabe von Menschen mit Behinderungen ein wesentlicher Aspekt, dem er seine Aufmerksamkeit widmen werde: „Politische Partizipation ist wichtig. Man muss sich beteiligen, damit sich etwas tut. Wir wollen deshalb auf Kreisebene Interessenvertretungen fördern, damit Menschen mit Behinderungen sich direkt in der Kreispolitik beteiligen können“.

Das Thema „Inklusion“ wird in der Kreisverwaltung sehr ernst genommen

Aktuell arbeitet er einen Plan für die nächsten Schritte aus, kümmert sich bereits um eine Satzung, die verbindlich regelt, wie die Belange der Menschen mit Behinderungen im Kreis Kleve berücksichtigt werden sollen und baut vor allem seine Netzwerke aus und auf. Anknüpfungspunkte bieten hier die bereits bestehenden Behindertenbeiräte in zwei der kreisangehörigen Gemeinden. Dazu möchte er den Kontakt zu den Schwerbehindertenbeauftragten der Kommunen intensivieren. Seine zentrale Rolle in dem gesamten Prozess: „Ich sehe mich als Mittler zwischen den Menschen mit Behinderungen, die hier leben, der Verwaltung und der Politik. Dabei bin ich aber den Anliegen der Menschen mit Behinderungen verpflichtet“, so Beyer. Die Kreisverwaltung steht dabei hinter ihm. „Das Thema wird hier sehr ernst genommen. Dies spiegelt sich auch in der Tatsache wider, dass ich in meiner Tätigkeit einen direkten Draht zum Landrat habe.“

Wie soll es nach der Projektbegleitung durch “In Zukunft inklusiv.” Im Kreis Kleve aussehen?

Nach dem Projekt im Jahr 2025 wünscht sich Beyer, dass der Kreis Kleve „ein Stück weit inklusiver ist als vorher. Dass es eine sichtbare Verbesserung gibt. Zum Beispiel, dass man dann sehen kann, dass in der Kreispolitik die Erfahrungen von Menschen mit Behinderungen gehört und eingebunden werden und die Grundsteine für eine wirksame und selbstverständliche politische Teilhabe gelegt sind.”

Erst einmal kommt er aber jetzt an, in der Verwaltung und im Kreis als erster und neuer Inklusionsbeauftragter. Und auch was sein Ziel betrifft, mit seiner Arbeit immer auch einen Mehrwert für andere zu schaffen, scheint er zufrieden: „Ich kann jetzt etwas machen, was einen Sinn ergibt für die Menschen hier im Kreis Kleve. Da kann man stolz drauf sein.“