Moderne Beiratsarbeit bringt verschiedene Herausforderungen mit sich. In diesem Abschnitt finden Sie Lösungsstrategien für diese Aspekte:

Wirksamkeit von Beiräten verbessern

Wenn Beiratsmitglieder sehen, dass ihre Beteiligung dazu beiträgt, Veränderungen anzustoßen, sind sie eher motiviert, sich in einem Beirat zu engagieren. Ohne diese Wirksamkeit besteht die Gefahr, dass das Engagement als sinnlos empfunden wird und die Bereitschaft zur Mitwirkung sinkt.

Anders als Ratsmitglieder, die durch Wahlen in ihr Amt gelangen und offizielle Entscheidungen treffen können, bestehen Beiräte aus Personen, die oft aufgrund ihrer Expertise oder ihres Engagements in bestimmten Themenbereichen in den Beirat berufen oder gewählt werden. Beiräte haben damit grundsätzlich eine eher beratende Funktion. Sie können Empfehlungen aussprechen, haben jedoch nicht die gleiche formale Entscheidungsgewalt wie gewählte Ratsmitglieder. 

Mangelnde Wirksamkeit des Beirates, also Unzufriedenheit mit den Ergebnissen des Beirates, gibt es drei sehr häufige Ursachen:

  • Der Handlungsrahmen des Beirats wurde nicht definiert; es gibt keine verbindliche Formulierung in Form einer Satzung. Damit herrscht Unklarheit darüber, was der Beirat „darf“ bzw. „nicht darf“. In diesem Fall sollte der Prozess angestoßen werden, eine Satzung und/oder eine Geschäftsordnung für den Beirat festzulegen.
  • Durch formale Vorgaben ist zwar ein Handlungsspielraum möglich, wird aber in der gelebten Praxis nicht voll ausgeschöpft. Das kann unterschiedliche Gründe haben: fehlende Ressourcen, wenige Mitglieder oder mangelnde Kommunikation über Potenziale der Beiratsarbeit. Es lohnt sich daher auch, in eine Fortbildung für die Mitglieder des Beirates zu investieren.
  • Die Satzung schränkt den Handlungsspielraum des Beirates ein, wodurch er nur über wenige formale Rechte verfügt. In einem solchen Fall sollte eine Überarbeitung der Satzung in Betracht gezogen werden. Da Beiräte hauptsächlich eine beratende Funktion haben, ist eine Anpassung der Satzung sinnvoll, um ihre Wirksamkeit zu erhöhen. Andernfalls besteht die Gefahr, dass der Beirat zu einem Alibi-Gremium wird, das keinen echten Einfluss ausübt. Dies könnte langfristig zu großer Unzufriedenheit der Mitglieder führen.

Was tun?

  1. Befragen Sie die Mitglieder nach ihren Wünschen.
  2. Analysieren Sie die Gründe für eine mangelnde Wirksamkeit des Beirates, insbesondere mit Blick auf die Satzung.
  3. Überarbeiten Sie die Satzung – am besten in einem partizipativen Prozess.
  4. Thematisieren Sie im Beirat die Wahrnehmung der Beiratsrechte. Gibt es hier noch Unterstützungsbedarf, etwa in Form von Schulungen oder Fortbildungen?

Satzung überprüfen

Diese Aspekte sollten in einer Satzung berücksichtigt werden

Stärkung der Entscheidungsbefugnisse

Je nach Ausgestaltung der Satzung kann Beiräten ein Vetorecht oder die Pflicht zur Stellungnahme bei bestimmten Themen erfolgen.

Formulierungsvorschlag: Der Beirat hat das Recht, innerhalb einer festgelegten Frist, Stellungnahmen zu allen relevanten Vorlagen abzugeben, die seinen Zuständigkeitsbereich betreffen. Sollte die Verwaltung von einer Empfehlung des Beirats abweichen, ist sie verpflichtet, diese Entscheidung schriftlich und nachvollziehbar zu begründen und die Begründung dem Beirat sowie den zuständigen Gremien vorzulegen.

Ressourcen und Unterstützung

Der Beirat kann eigene Ressourcen erhalten.

Formulierungsvorschlag: Der Beirat erhält ein jährliches Budget, das ihm die Durchführung eigener Projekte ermöglicht. Der Beirat kann dieses Budget verwenden, um eigene Initiativen zu finanzieren oder kleine Projektanträge von Bürgerinnen und Bürgern zu unterstützen.

Einrichtung von Arbeitsgruppen

Zur gezielten Bearbeitung spezifischer Themen sollten Arbeitsgruppen innerhalb des Beirats eingerichtet werden können.

Formulierungsvorschlag: Der Beirat kann zur Bearbeitung spezifischer Themen Arbeitsgruppen einrichten. Diese Arbeitsgruppen sollen aus Mitgliedern des Beirats und gegebenenfalls externen Experten bestehen. Die Ergebnisse und Empfehlungen der Arbeitsgruppen sind dem gesamten Beirat zur Beratung und Beschlussfassung vorzulegen

Erhöhung der Rechenschaftspflicht

Um die Wirksamkeit der Beiräte zu gewährleisten, sollten Transparenz und Rechenschaftspflicht der Verwaltung gegenüber den Beiräten gestärkt werden. Dies könnte durch regelmäßige Berichte und öffentliche Sitzungen geschehen.

Formulierungsvorschlag: Die Verwaltung ist verpflichtet, dem Beirat jährlich einen Bericht über die Umsetzung der Empfehlungen des Beirats und den aktuellen Stand der relevanten Projekte vorzulegen. Diese Berichte sind öffentlich zugänglich zu machen.

Bessere Vernetzung mit Verwaltung und Politik

Durch die Entsendung von Beiratsmitgliedern in Ausschüsse können diese direkt an den Beratungen und Entscheidungen beteiligt sein, die in den Ausschüssen getroffen werden. Dies ermöglicht es den Beiratsmitgliedern, ihre Expertise und die Perspektiven des Beirats in die Diskussionen einzubringen und sicherzustellen, dass die Anliegen und Empfehlungen des Beirats berücksichtigt werden.

Formulierungsvorschlag: Der Beirat hat das Recht, Mitglieder in Ausschüsse XY/ alle relevanten Ausschüsse zu entsenden. Die betreffenden Personen haben Rederecht.

Mitgliedergewinnung

Häufig lässt sich in Beiräten ein ähnliches Phänomen betrachten. Es findet sich eine Gruppe zusammen, die die Beiratsarbeit über viele Jahre hinweg betreibt. Einerseits bedeutet das für den Beirat wertvolle Erfahrung und Expertise und andererseits lässt sich beobachten, dass eine fehlende Erneuerung der Mitgliederbasis sich langfristig nachteilig auf die Beiratsarbeit auswirkt.

Auswirkungen Mitgliederprobleme

Erstens kann die fehlende Durchmischung der Mitgliederbasis zu einer gewissen Stagnation führen. Wenn immer dieselben Personen über lange Zeiträume hinweg die Geschicke des Beirats lenken, besteht die Gefahr, dass innovative Ideen und neue Ansätze weniger häufig eingebracht und umgesetzt werden.

Zweitens läuft ein wenig diverser Beirat Gefahr, einseitige oder veraltete Ansichten zu vertreten. Dies kann insbesondere in einem Beirat für Menschen mit Behinderung problematisch sein, da die Bedürfnisse und Herausforderungen dieser Gruppe sehr unterschiedlich und dynamisch sein können.

Drittens kann eine Homogenität der Gruppe das Risiko dysfunktionaler Gruppendynamiken erhöhen. Bleiben Strukturen immer gleich, fällt es neuen Mitgliedern schwerer, in die Strukturen hineinzufinden. Arbeitsverteilung und -prozesse laufen Gefahr zu verkrusten und es ist schwer die Gruppendynamik zu ändern. Die Abschreckung potenzieller neuer Mitglieder kann langfristig zu einem Mitgliederschwund führen

Viertens ist es für einen Beirat wichtig, möglichst divers aufgestellt zu sein, um eine Pluralität von Meinungen und Themen zu gewährleisten. Wenn einzelne Zielgruppen das jedoch Gefühl haben, dass sie keinen Platz im Beirat finden oder ihre Stimme nicht gehört wird, wird es immer schwieriger, engagierte und qualifizierte neue Mitglieder zu gewinnen.

Wichtig ist an dieser Stelle, dass die Zusammensetzung des Beirats zentral ist – Änderungen sollten hier nicht über den Kopf des Beirates hinweg eingeführt werden. Bestenfalls thematisiert der Beirat selbst dieses Thema, z. B. im Rahmen einer Veranstaltung. 

Ist-Zustand erfassen

Wenn Sie sich mit dem Thema Mitgliedergewinnung auseinandersetzen möchten, sollten Sie in einem ersten Schritt die aktuelle Zusammensetzung des Beirats untersuchen – also den Ist-Zustand erfassen.  Wie viele Mitglieder darf der Beirat laut Satzung haben und wie ist der Beirat derzeit zusammengesetzt? Gibt es Unterschiede zwischen Satzung und Praxis? Nehmen Sie sich als Beirat die Zeit die unterschiedlichen Perspektiven, Erfahrungen und Hintergründe der Mitglieder zu erfassen. Wie lange sind die Mitglieder bereits im Beirat aktiv und wie alt sind sie? Welche Behinderungsformen sind im Beirat vertreten? Gibt es bestimmte Gruppen, die kaum oder gar nicht im Beirat repräsentiert sind?

Was sind unsere Ziele?

Danach sollten Sie sich in einem zweiten Schritt damit auseinandersetzen, was bezüglich der Mitgliedergewinnung Ihre Ziele sind. Formulieren Sie eine gemeinsame Vision. Einen Beirat, der größer oder kleiner ist? Mehr jüngere Menschen? Ein aktiverer Beirat? Soll die Selbstvertretung gestärkt werden? Fragen Sie sich dabei auch, welche Ziele der Beirat hat und ob die aktuelle Mitgliederzusammensetzung dabei eher förderlich oder hemmend ist. Schreiben Sie konkrete Wünsche auf, z. B. „Ziel unseres Beirates ist es, dass möglichst viele unterschiedliche Beeinträchtigungsformen repräsentiert sein sollen. Wir möchten, dass in unserem Beirat auch blinde Menschen vertreten sind, was zurzeit nicht der Fall ist.“

Was sind Hinderungsgründe?

Als nächstes müssen Sie herausfinden, was Menschen – ggf. auch aus einer spezifischen Personengruppe – daran hindert, dem Beirat beizutreten. Am besten ist es hier direkt bei außenstehenden Personen nachzufragen. Signalisieren Sie, dass Sie an einem ehrlichen Gespräch interessiert sind und die Antworten ernst nehmen – auch wenn vielleicht nicht alle Antworten so angenehm sind. Versuchen Sie neutral zu bleiben und aufmerksam zuzuhören und wesentliche Punkte festzuhalten.

Aufschlussreich können diese Fragen sein:

  • Haben Sie schon einmal von dem Behindertenbeirat gehört? Was für ein Bild haben Sie von unserem Beirat?
  • Wie kann man Sie am besten ansprechen, um Sie für eine Mitarbeit zu gewinnen?
  • Was brauchen Sie, um sich gut beteiligen zu können?
  • Was an der Beiratsarbeit erscheint Ihnen attraktiv und was unattraktiv?
  • Was bräuchten Sie, um sich dauerhaft zu beteiligen?
  • Haben Sie das Gefühl, dass der Beirat etwas bewirkt?

Persönliche Gespräche mit Menschen, die vor Ort leben, werden Ihnen am meisten weiterhelfen. Unabhängig davon empfehlen wir für eine langfristige Mitgliedergewinnung drei unterschiedliche Strategien:

  1. Beiratsarbeit barrierefrei gestalten
  2. Beiratsarbeit bekannt machen
  3. Beiratsarbeit attraktiv machen

Beiratsarbeit barrierefrei gestalten

Ein Grund, weshalb ein Beirat nur wenige oder nicht aktive Mitglieder hat, können Barrieren sein. Untersuchen Sie die aktuelle Beiratsarbeit daraufhin, ob alle Menschen barrierefrei mitmachen können.

  • Sitzungszeiten und -länge: Sind die Sitzungszeiten und -längen für alle Mitglieder geeignet? Werden unterschiedliche Tageszeiten angeboten, um den beruflichen oder familiären Verpflichtungen der Mitglieder gerecht zu werden? Sind die Sitzungen anstrengend oder ermüdend? Gibt es ausreichend Pausen?
  • Bereitstellung und Finanzierung von Assistenzleistungen: Können Assistenzdienste, barrierefreie Transportmöglichkeiten oder technische Hilfsmittel bereitgestellt und finanziert werden? Wie schnell wird die Kostenübernahme geregelt? Wer organisiert die Assistenzen?
  • Anfahrt und Räumlichkeiten: Sind die Anfahrtswege und die Orientierungsmöglichkeiten am Sitzungsort barrierefrei gestaltet? Sind die Sitzungsräume und sanitären Einrichtungen barrierefrei zugänglich und ausgestattet?
  • Kommunikation: Werden barrierefreie Kommunikationsmittel und -methoden angeboten und finanziert (z.B. Gebärdensprachdolmetscher oder Schriftassistenz)? Können Mitglieder die Inhalte alle akustisch verstehen?
  • Information: Fühlen sich die Mitglieder ausreichend informiert über die Beiratsarbeit? Werden wichtige Informationen in zugänglicher Form bereitgestellt? Wie viel Zeit haben die Mitglieder vor den Sitzungen sich mit Themen auseinanderzusetzen? Werden die Themen inhaltlich verstanden?

Beiratsarbeit bekannt machen

Wichtig ist auch, sich mit der Frage zu befassen, wie bekannt die Beiratsarbeit ist. Ist der Beirat allgemein gar nicht bekannt, ist es viel schwieriger Mitglieder für den Beirat zu gewinnen. Dafür können Sie sich zunächst fragen:

  • Wie bekannt ist der Beirat bei Menschen mit Behinderung?
  • Wo und wie oft wird über den Beirat berichtet? Welche Informationen sind Außenstehenden zugänglich?
    • Plakate, Flyer
    • Homepage (z.B. von der Stadt/ dem Kreis)
    • Soziale Medien
    • Lokalpresse
  • Wie ist die Berichtserstattung über den Beirat? Wird z .B. von positiven Erlebnissen berichtet oder von Erfolgen?
  • Wie barrierefrei sind die Informationen über den Beirat? Gibt es z. B. Informationen in Leichter Sprache oder in Gebärdensprache? Wie sieht es mit der digitalen Barrierefreiheit aus?
  • Erreichen Informationen über den Beirat wirklich die Zielgruppe? 
  • Gibt es Gelegenheiten, Mitglieder aus dem Beirat persönlich zu treffen oder sich unverbindlich über die Beiratsarbeit zu informieren? Etwa im Rahmen einer Veranstaltung, eines Informationsstandes oder einem Vortrag?
  • Gibt es Ansprechpersonen, an die man sich wenden kann, wenn man sich über den Beirat informieren möchte?

Beiratsarbeit attraktiv machen

Ebenso wichtig für die Mitgliedergewinnung ist es, sicherzustellen, dass die Beiratsarbeit nicht nur barrierefrei und bekannt ist – sondern für Mitglieder kurz- und langfristig attraktiv bleibt. Mitglieder des Beirates sollten das Gefühl haben, dass ihr Engagement im Beirat konkret Wirkung zeigt. Konkret bedeutet das, dass sie das Gefühl haben, dass ihnen zugehört wird, einzelne Anregungen umgesetzt werden und sie andere über Barrieren aufklären können.  Ein weiterer entscheidender Faktor ist die Anerkennung und Wertschätzung der ehrenamtlichen Arbeit. Potenzielle Mitglieder müssen das Gefühl haben, dass ihr Einsatz geschätzt und anerkannt wird.

Sie können sich daher folgende Fragen stellen:

  • Was würden Mitglieder über den Beirat erzählen? Was sind positive Erfahrungen, die man über den Beirat berichten könnte?
  • Empfinden Mitglieder den Beirat als wirksam? Sind sie zufrieden mit der Arbeit des Beirates?
  • Haben Mitglieder das Gefühl, dass ihr Wissen zu den Themen Behinderung, Barrierefreiheit und Inklusion wertgeschätzt wird?
  • Wird der Beirat aktiv angesprochen?
  • Werden Mitglieder für ihre ehrenamtliche Arbeit wertgeschätzt (z.B. durch Danksagungen, Sitzungsgelder oder Instrumente wie Ehrenamtskarten etc.)

Junge Menschen ansprechen

Viele Beiräte für Menschen mit Behinderung stehen vor der Herausforderung, jüngere Altersgruppen anzusprechen. Dabei sind genau diese Altersgruppen für einen Beirat relevant. Sie bringen frische Ideen und innovative Ansätze mit, die die Beiratsarbeit bereichern können. Eine wichtige Herausforderung für bestehende Interessensvertretungen ist es Strategien zu entwickeln, um jüngere Altersgruppen für die Mitarbeit im Beirat zu gewinnen. Wie kann man hierbei vorgehen?

Wer ist gemeint?

Studierende und Auszubildende: Junge Menschen mit Behinderung zwischen 18 und 25 Jahren, die sich momentan in Ausbildungs- oder Studienphasen befinden

Berufseinsteiger*innen: Personen, die gerade ihre berufliche Laufbahn beginnen oder schon einige Jahre Berufserfahrung hinter sich haben.

Personen in der Familienphase: Junge Eltern oder Personen, die in der Familienphase sind, haben besondere Bedürfnisse in Bezug auf barrierefreie Lebensräume und Angebote für Familienaktivitäten.

Jugendliche: Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren mit Behinderung.

Sichtbarkeit erhöhen

Es ist grundsätzlich ratsam, online regelmäßige Informationen über die Beiratsarbeit bereitzustellen – aber umso wichtiger, wenn man verstärkt jüngere Altersgruppen ansprechen möchte und Hürden für den Einstieg abbauen möchte. Konkret bedeutet das: die Arbeit des Beirates greifbarer zu machen – je anschaulicher, desto besser. Dazu gehören Informationen zu Sitzungsterminen, Protokolle oder kurze Berichte über den Beirat, gerne auch mit Fotos versehen. Kurze Statements oder und Erfahrungsberichte von Beiratsmitgliedern, wecken Interesse. Insbesondere Statements von jüngeren Altersgruppen sind dabei von Interesse – denn jüngere Menschen sind eher bereit, aktiv zu werden, wenn sie das Gefühl haben, dass die Beiratsarbeit auch für andere Mitglieder aus ihrer Altersgruppe interessant ist.

Einen Schritt weiter ist die Nutzung sozialer Medien. Instagram als Medium bietet sich insbesondere für jüngere Menschen an. Regelmäßige Posts mit kurzen Updates aus der Beiratsarbeit können mit einem Smartphone schnell und niedrigschwellig aufgenommen werden und kostenfreie Tools wie Canva können genutzt werden, um ansprechende Grafiken zu gestalten. Eine Möglichkeit ist auch den Account der Stadt/des Kreises mit einzubeziehen, um über diesen Kanal Informationen zu streuen.

Beiratsthemen an Lebenswelt junger Menschen anpassen

Um jüngere Menschen anzusprechen, ist es wichtig, dass der Beirat Themen aufgreift, die die Lebensrealität von jüngeren Altersgruppen widerspiegeln. Studierende und Auszubildende stoßen in vielen Lebensfeldern – sei es Ausbildung, Freizeit oder Ehrenamt – auf zahlreiche Barrieren und benötigen Zugang zu wichtigen Hilfsmitteln und Assistenzleistungen. Viele bereiten sich nach Abschluss der Ausbildung auf den Beruf vor und wünschen sich barrierefreie Arbeitsplätze und ein inklusives und diskriminierungsfreies Arbeitsumfeld. Und für viele junge Menschen ist erste Arbeitsmarkt ist noch mit zahlreichen Barrieren verbunden. Barrierefreier und bezahlbarer Wohnraum sind Themen, die auch junge Menschen umtreiben. Menschen mit Behinderung in der Familiengründungsphase benötigen ggf. Unterstützungsleistungen für Eltern mit Behinderung und ggf. größeren – barrierefreien – Wohnraum.

Versteht sich ein Beirat als Sprachrohr von Menschen mit Behinderung, so sollten in seiner Agenda auch diese Themen aufgegriffen werden. So wird er automatisch für jüngere Menschen attraktiver, die sich in ihrer Lebensrealität unterstützt durch den Beirat fühlen. Auch wenn im Beirat selbst wenige oder keine jungen Menschen vertreten sind, sollten sie auch diese Themen aufgreifen und dazu gezielt junge Menschen einladen.

Lebenssituation junger Menschen mit einbeziehen

Beiratssitzungen sollten flexibel gestaltet werden, um die Teilnahme zu erleichtern. Dazu gehören flexible Uhrzeiten, die mit beruflichen und familiären Verpflichtungen vereinbar sind, sowie die Möglichkeit zur virtuellen Teilnahme. Die Bereitstellung von Kinderbetreuung während der Sitzungen kann ebenfalls dazu beitragen, Eltern zu unterstützen.

Feedback und Partizipation fördern

Ermutigen Sie junge Menschen aktiv, ihr Feedback und ihre Ideen einzubringen. Bieten Sie regelmäßige Feedbackmöglichkeiten an, sei es über Umfragen, Feedback-Methoden oder persönliche Gespräche. Dies zeigt Wertschätzung für ihre Meinungen und fördert eine offene und partizipative Kultur innerhalb des Beirats. Zeigen Sie, dass Sie offen sind für junge Menschen und setzen Sie Verbesserungsvorschläge in die Tat um.

Vernetzung mit Politik und Verwaltung

Einen erfolgreichen Beirat kennzeichnet, dass er im kommunalpolitischen System verankert ist und es einen Austausch zwischen Politik, Verwaltung und Beirat gibt, der von allen Beteiligten als gewinnbringend erlebt wird. In vielen Beiräten funktioniert dieser Austausch sehr gut, manche Beiräte erleben dies jedoch als Herausforderung.

Beispiele für schwierige Momente

Nichtbeteiligung des Beirates: Der Beirat ist innerhalb der kommunalpolitischen Strukturen weitgehend unbekannt und viele wissen nicht, wann/wie man den Beirat ansprechen kann. Die Stadt plant den Bau eines neuen öffentlichen Parks. Der Beirat für Menschen mit Behinderung wurde nicht eingeladen, um zu der barrierefreien Gestaltung des Parks zu beraten. Nach der Fertigstellung des Parks zeigen sich einige Barrieren, womit viele Mitglieder im Beirat unzufrieden sind.

Unsicherheit: Ein Mitglied des Beirats für Menschen mit Behinderung wird in einen Ausschuss entsandt. Diese Person kennt die Ausschussmitglieder nicht und ist unsicher über ihre Rolle sowie über die Abläufe innerhalb des Ausschusses.

Ignorieren von Empfehlungen: Der Beirat für Menschen mit Behinderung hat zu einem bestimmten Thema Empfehlungen vorgelegt. Die Empfehlung wurde jedoch nicht umgesetzt und es ist auch nicht bekannt, ob die Empfehlungen gelesen wurden. Mitglieder des Beirats können die Gründe dafür nicht nachvollziehen und was zu der Nichtumsetzung geführt hat.

Unrealistische Forderungen: Der Beirat für Menschen mit Behinderung stellt Forderungen, die aus Sicht von Politik und Verwaltung politisch nicht realisierbar sind. Viele Beiratsmitglieder sind sehr frustriert und unzufrieden mit der mangelnden Barrierefreiheit in der Kommune.

Information: Ein*e Vertreter*in aus der Verwaltung wird zu einer Beiratssitzung eingeladen, um über ein Thema zu berichten. Im Anschluss an die Präsentation gibt es wenig Rückmeldungen und es kommt zu keinem Austausch. Beide Seiten erleben daher den Besuch als wenig gewinnbringend. Nachdem der Besuch weg ist, diskutieren die Beiratsmitglieder darüber, dass sie viele Inhalte aus der Präsentation nicht verstanden haben.

Es gibt noch viele weitere Beispiele für Szenarien, in denen die Kommunikation des Beirates mit Politik und Verwaltung mit Hindernissen verbunden ist. Hier sollte man auf beiden Seiten ansetzen: einerseits müssen die Beiratsmitglieder sich in den kommunalpolitischen Strukturen wohlfühlen und das Gefühl haben, dass sie ausreichend über Potenziale und Grenzen der Beiratsarbeit informiert sind.

Wie lässt sich die Zusammenarbeit verbessern?

  • Schulungen und Workshops zu Themen wie kommunale Strukturen, politische Prozesse und Kommunikationstechniken.
  • Mentoring-Programme/Tandemprogramme: Erfahrene Beiratsmitglieder unterstützen neue Mitglieder, um Wissen und Erfahrung weiterzugeben
  • Arbeitsgruppen: Unterarbeitsgruppen innerhalb des Beirats konzentrieren sich auf ein bestimmtes Thema und haben dafür mehr Zeit

Und andererseits sollten Politik und Verwaltung die Expertise des Beirats ernst nehmen, wertschätzen und aktiv unterstützen. Hier kommen Maßnahmen infrage wie:

  • Regeln für den Austausch vereinbaren: Zeitvorgaben für Präsentationen, Bitte um möglichst einfache Sprache, Bereitstellung von Informationen und Dokumenten im Vorfeld, Diskussionsfragen werden im Beirat bereits im Vorfeld thematisiert
  • Feedback-Mechanismen: Politik und Verwaltung erhalten Rückmeldungen zur Zusammenarbeit und können selbst Feedback geben
  • Ansprechpartner: Benennung fester Ansprechpartner innerhalb der Verwaltung und Politik, die für die Kommunikation mit dem Beirat verantwortlich sind.
  • Regelmäßigkeit schaffen: Klare Kommunikation über Termine des Beirats und Einladungen in regelmäßigen Abständen