
Bei dem Weg zur Beiratsgründung ist einiges zu beachten. Es ist sehr hilfreich und entscheidend für eine erfolgreiche Beiratsarbeit, Menschen aus verschiedenen Gruppierungen frühzeitig einzubeziehen. Die Gründung einer interdisziplinären Arbeitsgruppe bietet sich an, um den Beirat gemeinsam vorzubereiten.
Warum eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe?
Die Arbeitsgruppe sollte vielfältig zusammengesetzt sein, um direkt zu Beginn verschiedene Perspektiven abzubilden: Selbstvertreter*innen mit Behinderung wissen selbst am besten, was sie sich wünschen und wie sie sich gut beteiligen können. Ihre frühzeitige Einbindung reduziert Barrieren und stellt sicher, dass der Beirat nicht nur von oben herab gegründet wird, sondern von den Menschen getragen wird, die direkt betroffen sind – getreu dem Motto der Behindertenbewegung: „Nichts über uns ohne uns.“
Gleichzeitig ist es wichtig, von Anfang an sicherzustellen, dass der Beirat gut in die kommunalpolitischen und verwaltungstechnischen Strukturen eingebettet wird. Daher sollten Verwaltung und Politik bereits bei der Gründung einbezogen werden, um ihre Perspektiven zu berücksichtigen. Die Arbeitsgruppe sollte zentrale Inhalte der Beiratsarbeit gemeinsam vorbereiten und diskutieren. Hierfür sollte ausreichend Zeit eingeplant werden. Es ist besser, den Beirat umfassend und partizipativ vorzubereiten und dafür mehr Zeit zu investieren.
Diese Themen sollte die Gruppe bearbeiten
Zweck und Ziele des Beirats
Die Arbeitsgruppe sollte sich intensiv darüber verständigen, welche konkreten Ziele der Beirat verfolgen soll. Dies ist besonders auf Kreisebene von Bedeutung, da hier häufig Unklarheiten bestehen. Klären Sie unbedingt Erwartungen der einzelnen Gruppen an den Beirat. Denn bereits hier können Vorstellungen weit auseinander liegen und es ist wichtig, darüber im Vorfeld zu sprechen.
Finanzielle und personelle Ressourcen
Für eine gelingende Beiratsarbeit braucht es ausreichende Ressourcen. Damit ist zum einen die personelle Unterstützung des Beirates gemeint (z. B. Versenden von Einladungen, Verfassen und Versenden von Protokollen, Geschäftsführung, Beantwortung von Fragen etc.). Andererseits sollten Assistenzleistungen für die Mitglieder gesichert sein, damit ihre barrierefreie Teilnahme an den Sitzungen gesichert ist.
Vorsitz und Geschäftsführung
Wie wird der Vorsitz festgelegt? Gibt es außer dem Vorsitz noch weitere Rollen?
Zusammensetzung und Wahl der Mitglieder
Es ist wichtig festzulegen, aus welchen Vertretern der Beirat bestehen soll. Typischerweise sollten Menschen mit Behinderungen, bzw. die Selbsthilfe im Beirat vertreten sein. Auch Vertreter*innen aus Verwaltung, Politik und Wohlfahrt können im Beirat vertreten sein. Geklärt werden muss auch, ob alle Mitglieder Rede- bzw. Stimmrecht haben sollen und wie das zahlenmäßige Verhältnis zwischen Menschen mit und ohne Behinderung aussehen soll.
Wahl der Mitglieder
Wie wird man Mitglied in dem Beirat? Über eine Wahl oder über eine Berufung?
Arbeitsweise
Es sollte geklärt werden, wie oft sich der Beirat (mindestens) treffen sollte und ab wann er beschlussfähig ist.
Rechte und Pflichten
Unbedingt thematisiert werden sollten die Rechte eines Beirats: Darf er beispielsweise Mitglieder in kommunale Ausschüsse entsenden, Stellungnahmen und Empfehlungen formulieren? Und: Inwiefern ist die Verwaltung und die Politik dazu verpflichtet, den Beirat in seiner Arbeit zu unterstützen und auf Anregungen und Anliegen des Beirates zu reagieren?
Kommunikation und Transparenz
Es sollte darüber gesprochen werden, wie die Beiratsarbeit der Öffentlichkeit transparent gemacht wird und ob es hier Leitlinien gibt (z. B. Veröffentlichung von Protokollen, Berichten und Entscheidungen sowie die Nutzung von Kommunikationsmitteln wie E-Mail, soziale Medien und Pressemitteilungen.)
Feedback und Weiterentwicklung
Für eine wirklich partizipative Zusammenarbeit, ist es wichtig, Feedback zuzulassen und die Beiratsarbeit über einen längeren Zeitraum kontinuierlich weiterzuentwickeln. Man sollte also auch darüber sprechen: Wie kann man sicherstellen, dass der Beirat sich weiterentwickelt? Wie können Mitglieder Feedback geben? Was kann man bei Unzufriedenheit tun?
Schulung
Ein weiteres wichtiges Thema ist die Frage, wie man insbesondere neue Mitglieder des Beirates gezielt unterstützen kann. Nicht jedes neue Mitglied kennt sich direkt in kommunalpolitischen Abläufen aus. Gibt es eine Schulung oder ein Fortbildungsangebot, dass man Mitgliedern des Beirates ermöglichen kann?
Nächster Schritt: Öffentlichkeit einbeziehen
Nachdem die Beiratsarbeit weitgehend definiert wurde, ist es entscheidend, die Öffentlichkeit über die Ergebnisse des Prozesses zu informieren. Insbesondere gilt es, Menschen mit Behinderung auf den Beirat aufmerksam zu machen und ihr Feedback zu den bisherigen Planungen einzuholen. Sie können dafür z. B. eine eigene kleine Informationsveranstaltung anbieten. Es ist besonders wichtig, deutlich zu machen, dass Feedback in dieser Phase erwünscht ist. Je mehr Menschen sich über den Beirat informiert fühlen, desto mehr gewinnt er an Bekanntheit und Akzeptanz. Nach der Informationsveranstaltung sollte sich die Arbeitsgruppe erneut treffen, um das eingegangene Feedback zu analysieren und in den gesteckten Beiratsrahmen einzuarbeiten.
Die Ergebnisse können auch bereits als Satzung formuliert werden. Es ist sinnvoll, eine eigene Arbeitsgruppe einzurichten, die sich allein um die Vorbereitung und Formulierung der Satzung kümmert.
Der Beirat ist gegründet: und dann?
Orientierung: Frisch gegründete Beiräte für Menschen mit Behinderungen stehen vor der Herausforderung, sich zunächst in die kommunalpolitischen Strukturen einzufinden und effektiv zu agieren. Eine Einführungsschulung ist ein guter Ansatz, um allen Mitgliedern ein grundlegendes Verständnis über die Funktionsweise kommunaler Verwaltungen und die spezifische Rolle des Beirats zu vermitteln. Diese Schulung sollte grundlegende Informationen über die Struktur und Aufgaben kommunaler Verwaltungen, die Rolle des Beirats und rechtliche Rahmenbedingungen umfassen und Lust machen, diese Aufgabe anzupacken.
Teambuilding: Wichtig ist auch, Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb des Beirats zu stärken. Gerade am Anfang ist es entscheidend, dass die Mitglieder sich kennenlernen und ein unterstützendes Netzwerk aufbauen können. Informelle Treffen und persönliche Kontakte fördern den Austausch und die Zusammenarbeit untereinander. Dazu können Sie gezielt Teambuilding betreiben, in dem sie z.B. zu einem offenen Abend einladen.
Zielsetzung und Priorisierung: Darüber hinaus ist die Festlegung klarer Ziele und Prioritäten für die Beiratsarbeit von grundlegender Bedeutung. Durch gemeinsame Brainstorming-Sitzungen oder Workshops können die Mitglieder die wichtigsten Anliegen und Themen identifizieren, die sie innerhalb des Beirats bearbeiten möchten. Dies schafft eine klare Ausrichtung und fördert die Einheitlichkeit in der Arbeitsweise des Beirats, was wiederum die Effektivität bei der Vertretung der Interessen von Menschen