Kreis Unna geht Inklusion im Querschnitt an

Jennifer Schmandt lächelt leicht seitlich über ihre Schulter in die Kamera. Sie trägt langes, glattes blondes Haar, eine markante schwarze Brille und einen schwarzen Blazer.
08.11.2023

Inklusionsbeauftragte fördert politische Teilhabe und inklusive Prozesse innerhalb der Verwaltung

Für die Inklusion ein festes Fundament bereiten: Dieses Ziel geht der Kreis Unna seit einiger Zeit an. Eine zentrale Rolle spielt hierbei die Inklusionsbeauftragte Jennifer Schmandt. Dabei setzt sie auf klare Ziele, Kooperation und eine wirksame politische Teilhabe. Für den letzten Punkt erhält sie Unterstützung von unserem Projekt.

2020, als pandemiebedingt die Straßen leerer und die Zoom-Konferenzen zahlreicher wurden, trat Jennifer Schmandt ihre Stelle als Inklusionsbeauftragte für den Kreis Unna an. Kein leichter Start, wenn man bedenkt, dass die Netzwerkarbeit und Kommunikation mit unterschiedlichen Akteur*innen fest zum Beauftragtendasein dazugehören und die Bewältigung der Pandemie die Verwaltungen sosehr auf Trapp hielt, dass für andere Themen wenig Raum blieb. Und doch hat sich in dieser Zeit bis heute etwas getan in Sachen Inklusion in der Kreisverwaltung.

Der Kreis nimmt Inklusion als Querschnittsthema wahr

Eine sehr entscheidende Änderung war die Neuverortung der Beauftragtenstelle, erklärt Jennifer Schmandt: „Der Landrat hat erkannt, dass es schwer war, Inklusionsprozesse aus einem Fachbereich heraus anzustoßen, weil Inklusion ein Querschnittsthema ist. Deshalb wurde die Stelle der Inklusionsbeauftragten direkt an das Amt des Landrats angegliedert. Diese Maßnahme ermöglicht mir einen größeren Handlungsspielraum.“ Die Dienstwege innerhalb der Verwaltung sind kürzer, die Zusammenarbeit mit den anderen Fachbereichen, etwa in Form einer gemeinsamen Arbeitsgruppe, direkter. „Der Inklusionsprozess hat seitdem wahnsinnig viel Fahrt aufgenommen“, so die 36-jährige. Besonders die Arbeitsgruppe mit den Fachbereichsleiter*innen sei ein sehr effektiver Schritt gewesen, um das Thema „Inklusion“ in die Breite der Verwaltung zu tragen und direkt die richtigen Ansprechpersonen zusammen zu bringen, resümiert sie. Gestartet ist die Gruppe recht unkonventionell mit einer Sensibilisierungsschulung. „Ich wollte, dass wir alle selbst erfahren, wie das zum Beispiel ist, nichts sehen zu können und alltägliche Dinge zu machen.“

Politische Beteiligung von Menschen mit Behinderungen soll sich verbessern

Den Schwung, der innerhalb der Verwaltung Inklusionsprozesse anstößt, möchte Jennifer Schmandt auch ins Außen, bei der Zusammenarbeit mit Betroffenen aus dem Kreisgebiet, mitnehmen. Jennifer Schmandt hat Prävention und Gesundheitspsychologie studiert, weshalb die Prävention eine zentrale Rolle für sie spielt. „Ich möchte nicht erst handeln, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist.“ Das lässt sich nicht nur auf ihre Rolle als Psychiatriekoordinatorin, die sie mit ihrer Teilzeitstelle ebenfalls innehat, übertragen. Auch in Bezug auf die politische Beteiligung von Menschen mit Behinderungen ist dieser Ansatz entscheidend: Schmandt möchte Bedarfe erkennen, bevor die Barrieren entstehen. Damit dies gelingt, ist insbesondere die politische Mitwirkung der Betroffenen, also der Menschen mit Behinderungen, aus dem Kreis Unna wesentlich. Eine Möglichkeit für eine direkte Teilhabe kann der bereits bestehende „Fachbeirat Inklusion“ bieten. Der Fachbeirat Inklusion setzt sich aus den Vertreter*innen der Behindertenbeiräte der kreisangehörigen Städte und Gemeinden, den Vertreter*innen der Selbsthilfegruppen im Kreis Unna, den Inklusionsbeauftragten kreisweiter Organisationen, Vertreter*innen der Kreisseniorenkonferenz und weiteren Multiplikator*innen (z.B. EUTB Beratungsstelle) zusammen.

Verfahrenstandards und inklusive Haltung wesentlich für wirksame politische Beteiligung

Bislang war die Beiratsarbeit noch nicht fest in die kreispolitischen Prozesse integriert und der Beirat selbst noch nicht sehr divers aufgestellt. Zwei Punkte, die auch durch die Teilnahme am Projekt „In Zukunft inklusiv.“ nun aktiv angegangen werden sollen. Zentrales Projekt-Anliegen ist, dass die politische Beteiligung der Menschen mit Behinderungen im Kreis Unna erfolgreich und damit wirksam wird. Das bedeutet für den Fachbeirat, dass er fest in die politischen Abläufe eingebunden ist und sein Handlungsfeld klar definiert wird. „Es muss allen Seiten klar sein, wer welche Aufgabe hat und wie der Beirat in die Arbeit der Ausschüsse und des Kreistags so eingebunden wird, dass er die politischen Entscheidungswege mitgestalten kann.“ Dafür, so Schmandt, müssten feste Verfahrenstandards entwickelt werden; genauso brauche es aber auch einen Wertewandel und eine Haltungsänderung seitens Politik und Verwaltung: „Wir wollen Inklusion im Kreis Unna auf ein festes Fundament stellen. Dafür ist es entscheidend, dass Menschen mit Behinderungen integraler Bestandteil in unserer Kreispolitik sind.“