Kreis Düren: Mit Plan, Charme und Tatkraft

Die Inklusionsbeauftragte Emiliy Willkomm-Laufs (links) steht mit Carolin Küpper (der Leiterin des Amtes für Generationen, Demografie, Inklusion und Sozialplanung) auf einer grünen Wiese vor grünen Bäumen. Sie lächeln direkt in die Kamera und halten ein Schild, auf dem steht: Gemeinsam auf den Weg in eine inklusive Zukunft im Kreis Düren.
26.10.2023

Manchmal ist der Name Programm. So auch bei der neuen Inklusionsbeauftragten des Kreises Düren, Emily Willkomm-Laufs. Ihre Stelle richtete der Kreis Düren im Zuge der Teilnahme an unserem Projekt im April neu ein.

Wenn eines ihren Lebenslauf wie ein roter Faden durchzieht, ist es die Motivation, allen Menschen einen Weg in die Gesellschaft zu ebnen – sie willkommen zu heißen. Spricht man mit der gebürtigen Berlinerin über ihre Arbeit und ihr Engagement, sprüht sie vor Energie. Mit ihren schulterlangen Locken, der markanten Brille und ihrem offenen Lächeln ist sie bereits in ihrem Wohnort Jülich bekannt. Kurz nachdem die Liebe sie dorthin geführt hat, begann sie aktiv zu werden – als Mitbegründerin der Jülicher Tafel, als Initiatorin der offenen Bücherregale in Jülich und als Kommunalpolitikerin im Stadtrat und später auch Kreistag.

Professionalität und Herzblut

Bei ihrem Engagement schwingt stets ihre Ausbildung mit. Als Diplom Oecotrophologin blickt sie auf die anstehenden Aufgaben auch aus einer haushaltswissenschaftlichen Brille: die Menschen und ihre Bedarfe sehen, passende Standards etablieren, um Qualität und Nützlichkeit zu sichern und immer die Ressource Zeit im Blick haben; denn wenn Ehrenamtliche in das Projekt eingebunden werden sollen, ist Zeit sowohl ein notwendiges Mittel als auch ein wertvolles Geschenk, das die Engagierten der Gemeinschaft machen, weiß die Patchwork-Mutter von einem Kind und zwei Plus-Kindern.

Aus dem Café in die Verwaltung

Ihre letzte berufliche Station, bevor sie in die Kreisverwaltung Düren kam, war das „Café Gemeinsam“. Eine Begegnungsstätte in Jülich, insbesondere für Menschen, die, so formuliert es Emily Willkomm-Laufs „nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen“. Da ist es wieder, das Willkommen-heißen. Sie vermisst das Café und ihre Arbeit dort, doch die neue berufliche Herausforderung lockte sie: „Eine Tür geht zu, eine geht auf. Ich hatte mitbekommen, dass der Kreis Düren am Projekt ‚In Zukunft inklusiv.‘ teilnimmt und fand das total super. Ich stieß auf die Stellenausschreibung und habe mich beworben“, erklärt sie. Diese neue Tür, die sich geöffnet hat, eröffnet ihr neue Möglichkeiten, die Gesellschaft mitzugestalten.

Die inklusive Idee liegt in ihrer Biografie

Denn in ihrer neuen Vollzeitstelle kann sie sich der Inklusion widmen und daran arbeiten, dass sich die Teilhabemöglichkeiten von Menschen mit Behinderungen im großen Rahmen, also im Kreis Düren, verbessern. Ein Thema, das ihr am Herzen liegt. Ihre Mutter war gehörlos. Der Grundstein für den roten Faden in ihrem Leben wurde hier gelegt: „Für mich ist das im Blut. Wenn ich merke, dass Menschen etwas nicht mitbekommen, übersetze ich.“ Als Lippenleserin gehörte ihre Mutter zu den Menschen mit zunächst unsichtbarer Behinderung. Auch deshalb ist es Emily Willkomm-Laufs ein großes Anliegen, ein breites Bild von Behinderung zu vermitteln. Sie will auch, dass unsichtbare Behinderungen gesellschaftlich gesehen werden.  

Offene Türen, neue Wege, feste Ziele

Wo führt der rote Faden nun bei ihrer Arbeit als Kreisinklusionsbeauftragte hin? Ihre konkreten Ziele: Starke Netzwerke knüpfen, die eine Grundlage bieten, um Inklusion kreisweit voranzutreiben. Netzwerke, in denen sich der Kreis und seine fünfzehn kreisangehörigen Kommunen gegenseitig unterstützen, voneinander lernen und sich so inklusiver entwickeln können. Sie will für die Kommunen und die Bürger*innen präsent sein – in den Städten und Gemeinden – und in der Kreisverwaltung Düren Inklusionsprozesse anstoßen: „Ich bin sehr froh, dass die Kreisverwaltung Düren Inklusion als Querschnittsaufgabe sieht. Nach und nach werde ich Empfehlungen und Arbeitshilfen verfassen, um die Verwaltung darin zu unterstützen, inklusiv zu arbeiten und zu wirken. Dazu gehört dann zum Beispiel ein Leitfaden für inklusive Veranstaltungen oder auch ein Plan zur Umgestaltung der Kreis-Website, um sie mit Blick auf die Barrierefreiheit weiter zu verbessern.“

Ganz wesentlich für den Prozess ist auch die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen an den Inklusionsprozessen. „Wir wollen ein politisches Selbstvertretungsgremium auf Kreisebene gründen, in dem unter anderem die Inklusionsbeiräte aus unseren Kommunen eingebunden werden. Also ein Ort, an dem sich auch Selbstvertreter*innen, Menschen mit diversen Behinderungen, einbringen können.“ Denn, das weiß sie aus der Erfahrung mit ihrer Mutter: Eine Person – wie zum Beispiel eine Inklusionsbeauftragte – kann nicht alle Bedarfe allein kennen und alle Barrieren auf Anhieb sehen. „Es ist wichtig, dass Betroffene sich als Expert*innen in eigener Sache direkt einbringen, ihre Bedarfe äußern und auf Barrieren hinweisen können“, erklärt sie.

Die nächsten Schritte

Ihre Visitenkarten verteilt sie fleißig bei Veranstaltungen und Treffen. Das Netzwerkknüpfen läuft. In den Verwaltungsalltag arbeitet und fühlt sie sich ein. Abstimmungsprozesse, der Gang einer Mitteilung oder auch ihre Vorstellung: Die Verwaltung hat eigene Regeln, die Quereinsteiger*innen oft erst lernen müssen. Das scheint ihr nicht schwer zu fallen: „Ihr Amt“, also das Amt für Generationen, Demografie, Inklusion und Sozialplanung, hat sie gleich willkommen geheißen, berichtet sie.

Im November plant sie die erste Informationsveranstaltung: Hauptamtliche, Ehrenamtliche und Interessierte, aber vor allem Expert*innen in eigener Sache aus dem Kreisgebiet sollen sich über das Projekt informieren können. Gleichzeitig können Grundlagen für eine Zusammenarbeit definiert werden. Der rote Faden wird weitergestrickt.

Foto: Kreis Düren

Christina Baum